Gartenberater
Durch das Vertikutieren entfernen Sie Moos und Rasenfilz aus der Rasenfläche. Das ist wichtig, wenn Sie sich einen dichten und vitalen Rasen wünschen. Doch beim Vertikutieren gibt es einiges zu beachten, sonst können die Rasengräser auch geschädigt werden. Hier erklären wir die wichtigsten Fragen.
Ein mit Moos und Rasenfilz durchzogener Rasen ist nicht mehr so vital und widerstandsfähig. Luft- und Wasserhaushalt der Rasenfläche sind gestört. Abhilfe verschafft das Vertikutieren. Das erfolgt meistens mit einem Gerät, das einem Rasenmäher ähnelt. Vertikutierer gibt es in unterschiedlichen Größen – mit und ohne Antrieb. Statt den Rasen zu mähen, dringt der Vertikutierer mit kleinen rotierenden Messern wenige Millimeter in die Moos- und Filzschicht ein. Auf diese Weise wird der Luft- und Wasserhaushalt verbessert sowie Moos und Rasenfilz entfernt. Als Resultat sind die Rasengräser widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Unkraut.
1. Rasen vor dem Vertikutieren mähen
2. Vertikutiermesser so einstellen, dass sie nur in der Filzschicht arbeiten
3. Komplette Fläche in Längsrichtung vertikutieren und abharken
4. Anschließend die gesamte Fläche in Querrichtung vertikutieren und abharken
5. Nachsaat, wenn erforderlich
Das Vertikutieren bedeutet puren Stress für den Rasen. Deshalb sollten Sie einem jungen Rasen zunächst Zeit geben, sich zu entwickeln, zu wachsen und eine gesunde Grasnarbe zu bilden. Bei einem jungen Rasen, wie einem neu angelegtem Rollrasen oder bei einer Neuansaat, ist das Vertikutieren in den ersten zwei bis drei Jahren meist nicht notwendig.
Bei bestehenden Flächen gilt: Bevor Sie das erste Mal mit dem Vertikutierer loslegen, sollten Sie mindestens schon vier Mal den Rasen gemäht und ihn zuvor einmal gedüngt haben. Natürlich nur, wenn Rasenfilz und/oder Moos vorhanden ist. „Wir sprechen gerne von der 4:1-Regel. Sie sollte vor dem Vertikutieren im Frühjahr erfüllt sein. Dadurch ist der Rasen entsprechend vital und kann gut auf die Maßnahme reagieren“, so Gartenberater Philippe Dahlmann. Grundsätzliche Voraussetzung ist, dass die Witterung es zulässt. Es sollte kein Frost sein, nicht regnen, keine Hitze herrschen und die Rasengräser müssen trocken sein.
Bevor Sie überhaupt an das Vertikutieren denken, ist es sinnvoll, den Rasen vorher zu düngen. Auch das ist bekanntlich ein Boost für die Gräser. Am besten düngen Sie den Rasen, wenn die Forsythien in der Blüte stehen. Die Sträucher mit ihren markanten gelben Blüten zählen als Frühblüher zu den Vorboten des Frühlings. Wenn es zu der Zeit doch noch mal friert, sollten Sie mit dem Düngen des Rasens bis nach dem Frost warten. Durch das Düngen werden die Rasengräser zusätzlich gestärkt. Sie können somit besser auf das für sie „stressige“ Vertikutieren reagieren. Nach der Düngung kann der Rasen in der Regel von Tieren wieder betreten werden, wenn der Dünger nicht mehr zu sehen ist. Beachten Sie hierzu aber unbedingt die Herstellerhinweise.
Normalerweise steht das Vertikutieren des Rasens im Garten im Frühjahr an und ist damit fester Bestandteil der Rasenpflege im Frühjahr. Sollte ein zweites Vertikutieren notwendig sein, weil sich Moos oder Rasenfilz gebildet hat, sollten Sie den Frühherbst wählen. Das ist – je nach Region – von Ende August bis Mitte September. So können die Gräser, nach dem Vertikutieren im Herbst, noch gut auf den Eingriff reagieren. Im Prinzip können Sie auch in den Sommermonaten vertikutieren – wenn die Wetterlage es zulässt! Also wenn es nicht zu nass oder zu heiß ist.
Vor dem Vertikutieren sollten Sie den Rasen mähen. Denn so bringen Sie die Oberfläche Ihres Rasens auf eine gleichmäßige Höhe und bereiten die Fläche für das Vertikutieren perfekt vor. Das Vertikutieren und das Mähen finden am gleichen Tag statt! Die meisten Gartenbesitzer haben einen Gebrauchsrasen-Spielrasen im Garten. Dieser Rasentyp hält einigen Belastungen stand. Die Empfehlung für diesen Rasen ist eine Schnitthöhe von 3 bis 4 Zentimetern. In Trockenzeiten und schattigen Bereichen plus 1 Zentimeter.
Das heißt: Die Grashöhe sollte vor dem Vertikutieren 3 bis 4 Zentimeter hoch sein. Beim Mähen sollten Sie außerdem die Drittel-Regel berücksichtigen. Sie besagt, dass beim Mähen immer nur ein Drittel der Halmlänge abgeschnitten werden soll. Bei Gebrauchsrasen-Spielrasen sollte beachtet werden, dass spätestens bei einer Wuchshöhe von 10 Zentimetern geschnitten werden sollte, unter Berücksichtigung der Drittel-Regel. Beim Rasenmäher immer auf scharfe Messer achten!
Hier sind etwas Geschick und Erfahrung gefragt. Denn die Vertikutiermesser sollen nur in der Filzschicht arbeiten, andernfalls werden die Wurzeln der Rasengräser durch die Messer verletzt! Dann kann die Grasnarbe nicht gut nachwachsen und sogenannte Unkräuter haben ein leichteres Spiel. Auf der anderen Seite darf das Anritzen nicht zu oberflächlich sein, sonst wird der Rasenfilz nicht zuverlässig entfernt. Unser Gartenberater Philippe Dahlmann empfiehlt eine Einstelltiefe von 2 bis 3 Millimetern für die Vertikutiermesser.
Wichtig: In den Boden sollen sie nicht einschneiden! Der Rasen sollte trocken und der Boden nicht zu nass sein, bevor Sie mit dem Vertikutieren beginnen!
Schon gewusst? Neben dem normalen Vertikutieren gibt es auch das scharfe Vertikutieren. Mehr dazu im Artikel Rasen-Regeneration: So erneuern Sie Ihre Rasenfläche.
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Indem Sie mit dem Vertikutierer Bahnen ziehen – ähnlich wie beim Rasenmähen. Dabei sollten Sie einmal in Längsbahnen über den Rasen vertikutieren und dann abharken. Anschließend fahren Sie die Fläche in Querbahnen (90 Grad versetzt) ab. Rasenfilz und Moos müssen Sie danach auch noch einmal abharken. Wenn Sie einen motorbetriebenen Vertikutierer drehen, drücken Sie den Führungsholm nach unten, so dass die Vorderachse in der Luft ist. Dadurch schneiden die Messer nicht während des Drehvorgangs in die Filzschicht ein. Sollten beim Vertikutieren lückenhafte Stellen entstehen, können Sie diese anschließend nachsäen.
Sie benötigen einen Vertikutierer, Schubkarre, Laub-Rechen mit harten Zinken oder eine Harke. Bei Bedarf empfehlen sich Handschuhe und – je nach Vertikutierer – ein Gehörschutz. Je nach Rasengröße werden im Handel Hand-Vertikutierer, Benzin-Vertikutierer, Elektro-Vertikutierer mit Kabel und Akku-Vertikutierer angeboten.
Boden ist nicht gleich Boden. Wenn Ihr Rasen auf einem sehr lehmigen oder verdichteten Boden wächst, dann hilft es, den Rasen nach dem Vertikutieren zu sanden. Darunter versteht man, dass Sand auf den Rasen gestreut wird.
Warum hilft das? Der Sand kann die Wasserdurchlässigkeit des lehmigen Bodens verbessern und die Durchlüftung der Bodenstruktur fördern. So verbessern Sie den Wasser- und Lufthaushalt des Bodens. Die Empfehlungen liegen bei zwei Liter Sand pro Quadratmeter. Ein „gewaschener Rheinsand“ mit der Korngröße 0 bis 2 Millimeter kann dafür verwendet werden. Dieser muss aber von Hand ausgebracht werden. Bei diesem Sand ist das Preis-Leistungsverhältnis gut. „Rasenfreaks“ verwenden gerne einen feuergetrockneten Quarzsand 0,2 bis 2 Millimeter. Dieser Sand kann sogar mit einigen Streuwagen ausgebracht werden. Er ist aber meist deutlich teurer als Rheinsand.
Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Ihr Gartenboden beschaffen ist und wie Sie ihn am besten pflegen, dann nutzen Sie unsere preisgünstige Gartenboden-Analyse.
Nach dem Vertikutieren kann der Rasen sofort wieder genutzt werden.
Nach dem Vertikutieren wird ganz normal mit der Rasenpflege weiter gemacht. Beachten Sie dazu auch unsere Tipps zur Rasenpflege im Frühjahr, zur Rasenpflege im Sommer, zur Rasenpflege im Herbst und zur Rasenpflege im Winter.
Unser Experte
Agrarbetriebswirt