Gesetzliche Regelungen
„Keiner hat gerne Wespen im Haus oder in der Gartenhütte, doch ein unerlaubtes Entfernen der Nester kann teuer werden, da Wespen unter Artenschutz stehen“, so Stephan Dingler, Rechtsanwalt beim Verband Wohneigentum NRW e.V.
Nach § 39 Abs. 1 Nr. 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist es verboten, die wildlebenden Tiere ohne triftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten. Entfernen oder vernichten Eigentümer eigenmächtig ein Wespennest, drohen laut BNatSchG Bußgelder von bis zu 10.000 Euro. Bei besonders geschützten Arten kann die Strafe sogar bis zu 50.000 Euro betragen. Zu den geschützten Wespenarten gehören auch Wildbienen und Hornissen.
Rat beim Fachmann einholen
Wenn Eigentümer das Wespennest als Bedrohung empfinden, sollten sie zunächst Rat bei einem Fachmann einholen. Ansprechpartner gibt es bei den Umwelt- oder Grünflächenämtern der Stadt. Eine Genehmigung zur Nestentfernung oder zum Töten der Wespen wird nur erteilt, wenn das Wespenvolk eine akute Gefahr darstellt. Dies kann der Fall sein, wenn Allergiker im Haus wohnen oder sich ein Nest direkt in der Nähe der Schlafräume befindet. Als besonders aggressiv und „stechlustig“ gelten die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Haben sich diese Arten daheim angesiedelt, besteht eine Chance zur Genehmigung der Nestentfernung.
Wespennest nur mit Genehmigung entfernen
Wurde eine Genehmigung zur Beseitigung eines Wespennests erteilt, können sich Eigentümer an einen Schädlingsbekämpfer wenden. In der Regel töten Kammerjäger die Tiere. Es gibt auch Schädlingsbekämpfer, die einen ökologischen Anspruch vertreten und nicht auf Gifte setzen. Informationen dazu gibt der Verein zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung.
Manchmal bietet es sich aber auch an, die Tiere umzusiedeln. Oft ist dies sogar preisgünstiger. Für die Entfernung eines Wespennests müssen Eigentümer mit Kosten zwischen 100 und 150 Euro rechnen. Manche Kammerjäger bieten auch Brutto-Festpreise inklusive Anfahrtskosten für circa 150 Euro an. Wenn eine Hebebühne erforderlich ist, um an das Wespennest zu kommen, kann es teurer werden.
Unseriöse Anbieter zocken Kunden ab
Die Verbraucherzentrale NRW warnt in einem Artikel mit dem Titel „Wespennest entfernen zu Wucherpreisen: So wehren Sie sich gegen Abzocke“ davor, dass viele „schwarze Schafe“ ihr Unwesen treiben und Eigentümer mit horrenden Preisen abzocken.
Hier finden sich hilfreiche Informationen, wie sich Verbraucher vor unseriösen Schädlingsbekämpfern und anderen Notdiensten schützen können.
Abstand halten und die Tiere nicht stören
Wenn das Wespennest nicht entfernt werden darf, sollten betroffene Gartennutzer möglichst einen Mindestabstand von bis zu sechs Meter zum Nest einhalten, um die Flugbahn der Tiere nicht zu stören. Doch dies ist nicht immer möglich, denn oft nisten die Tiere beispielsweise direkt in der Nähe von Terrassen.
Grundsätzlich sind Wespen nicht aggressiv. Allerdings lassen sie sich bei der Nahrungssuche nicht beirren. Das kollidiert mit unserem Interesse, in Ruhe essen und trinken zu können. Aber Wespen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Mehr Informationen über Wespen
- Wespen bewohnen ihre Nester nur einen Sommer lang. Im Winter sind die Nester leer und können ohne Gefahr entfernt werden. Danach sollte die Stelle gründlich gereinigt werden. Denn Wespen bevorzugen für den Bau ihrer Nester Plätze, an denen es nach Artgenossen riecht. Gut erreichbare Hohlräume sollten beispielsweise mit Fliegengitter verschlossen werden, um eine Ansiedlung von Wespen zu verhindern.
- Erdwespen nisten gerne in alten Baumstämmen oder leeren Erdbauten von Mäusen, Maulwürfen oder Wühlmäusen. Da die Insekten für ihren Nestbau Holz verwenden, sollten Holzteile (wie Fenster- und Türrahmen, Verkleidungen, Trennwände oder Gartenhäuser) mit umweltfreundlichen Farben und Lacken geschützt sein.
- Bei den Wespen schlüpfen die Königinnen im Frühjahr und legen dann ihre Eier. Sind die Temperaturen hoch und es herrscht Trockenheit, fliegen besonders viele Königinnen aus, um neue Staaten zu gründen. In dieser Zeit sind viele Arbeiterinnen und Männchen (Drohnen) zur Nahrungssuche unterwegs.
- Nur die beiden häufigsten Wespenarten – die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe – werden von Süßem und Salzigem (wie Wurst oder Fleisch) angelockt und sind bei ihrer Nahrungssuche so penetrant. Sie sind aktiv, bis es kalt wird.
- Alle anderen Wespenarten überleben nicht so lange und haben auch kein Interesse an „unserer“ Nahrung. Im späten Frühjahr benötigen Wespen vor allem Eiweiß. Ihre Brut ernähren sie in erster Linie mit Insekten oder Fleisch – allerdings nur bis etwa Mitte August. Dann erst steht Zucker auf dem Speiseplan. In dieser Phase geht es nur noch um das eigene Überleben, da der Nachwuchs sich bereits selbst versorgen kann. Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe stürzen sich erst ab dem Hochsommer auf Süßes, denn Zucker ist für sie eine ideale Energiequelle.
Wie man sich zur Wehr setzen kann
Nach Wespen zu schlagen, macht sie erst recht angriffslustig. Es hilft auch nicht, Wespen einfach wegzupusten, denn das CO2 in unserem Atem macht sie ebenfalls aggressiv.
In Gefahrensituationen setzen Wespen einen Duftstoff frei, der eine Art Hilferuf ist und Artgenossen anlockt. Anstatt nur mit einer Wespe muss man sich dann mit mehreren herumschlagen.
Eine Möglichkeit ist, die Wespe mit einer sehr sanften Handbewegung wegzuschieben. Allerdings wird das kaum gelingen, während sie sich gerade über den Kuchen oder das Steak hermacht.
Manchmal funktionieren „Ablenkungsmanöver“, indem man z.B. sehr reifes Obst mehrere Meter entfernt vom Tisch aufstellt. Kupfermünzen auf dem Tischrand sieht man auch häufig, doch sind diese völlig nutzlos.
Viele Gartenbesitzer nutzen Wespenfallen. Doch auch diese bieten keinen umfassenden Schutz. Zudem töten sie viele andere Nützlinge. Wirksam ist eine aufgeschnittene Zwiebel mit Gewürznelken zum Vertreiben der Wespen. Immer sollten in der Wespensaison aber Speisen und Getränke gut abgedeckt werden.
Wie gefährlich sind Wespenstiche?
Im Normalfall sind Wespenstiche zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Gegen die Schwellung und den Schmerz helfen Eis oder Kühlkompressen. Menschlicher Speichel neutralisiert den Giftstoff. Für Allergiker reicht ein bisschen Spucke natürlich nicht aus. Sie sollten in der Wespen-Hochsaison immer ein Notfallset bei sich haben und gegebenenfalls bei einem Stich den Notarzt rufen oder direkt ein Krankenhaus aufsuchen.
Wenn einem Nicht-Allergiker nach einem Stich schwindlig wird oder er über Schweißausbrüche, Übelkeit oder Herzrasen klagt, sollte ebenfalls schnellstmöglich ein Arzt gerufen werden. Es ist immer ratsam, den Stich zu beobachten. Breitet er sich ungewöhnlich stark aus, sollte umgehend der Notarzt gerufen werden. Gleiches gilt für Stiche in den Rachen, die zu Atemnot führen können.
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