
Neue Grundsteuer-Bescheide prüfen: Wann ist ein Einspruch sinnvoll?
Seit 2025 gilt die neue Grundsteuer und für viele wird's teurer. Alle Infos zu den Grundsteuer-Bescheiden, Fehlerkorrekturen sowie Einsprüchen und Widersprüchen.
Geschäftsführer
Um die Grundsteuer berechnen zu können, müssen Sie drei Begriffe kennen. Den Grundsteuerwert, den Grundsteuermessbetrag und den Hebesatz. Wie Sie diese Werte zur Berechnung der Grundsteuer nutzen und weitere Fragen zur Grundsteuerberechnung, klären wir in diesem Beitrag!
Damit Sie die Grundsteuer berechnen können, sollten sie einige Begriffe kennen, die wir Ihnen vorab kurz erklären möchten.
Der Grundsteuerwert ersetzt den ehemaligen Einheitswert und enthält eine Bewertung Ihres Grundstücks. Diese ist grob vergleichbar mit einer Kaufpreisermittlung. Der Grundsteuerwert ist insbesondere für die Verteilung der Grundsteuer unter den Eigentümerinnen und Eigentümern innerhalb einer Stadt maßgebend. Der Grundsteuerwertbescheid ist die Basis für Ihre Grundsteuer. Sie sollten Ihn genau prüfen, denn er ist für alle folgenden Bescheide bindend. Außerdem: In der Regel hat – wenn überhaupt – nur ein Einspruch gegen diesen ersten Bescheid Aussicht auf Erfolg.
Der Grundsteuermessbetrag ist der Grundsteuerwert, der in eine sinnvolle Größe umgerechnet wurde. Bei Wohngebäuden wird der Grundsteuerwert mit 0,00031 multipliziert. Das ergibt den sogenannten Steuermessbetrag, der für die Grundsteuer häufig zwischen 30 und 100 Euro liegt. Sie erhalten den Grundsteuermessbescheid in der Regel direkt zusammen mit dem Grundsteuerwertbescheid von Ihrem Finanzamt.
Der Hebesatz ist der Steuersatz für die Grundsteuer in Ihrer Stadt. Er entscheidet über die Höhe Ihrer Grundsteuer. Er wird vom Rat Ihrer Stadt erlassen. Dadurch unterscheidet sich die durchschnittliche Grundsteuer pro Kopf enorm. Hebesätze werden in Prozentpunkten angegeben. Hat Ihre Stadt einen Hebesatz von 300 Prozent, müssen Sie Ihren Steuermessbetrag mal drei nehmen. Das ergibt Ihre jährliche Grundsteuer. Die Hebesätze können von Ihrer Kommune übrigens von Jahr zu Jahr verändert werden. Mehr dazu in unserem Beitrag: Grundsteuer-Hebesatz: Was ist das eigentlich?
Sie müssen den Steuermessbetrag aus Ihrem Bescheid vom Finanzamt mit dem Hebesatz Ihrer Kommune multiplizieren. Die Hebesätze – also die Grundsteuersätze Ihrer Stadt – sind unter anderem auf der Internetseite Ihrer Stadt veröffentlicht.
Beispiel: Ihr neuer Steuermessbetrag liegt bei 80,- Euro. Der Hebesatz Ihrer Kommune liegt bei 650 Prozent. Dann müssen Sie 520,- Euro jährliche Grundsteuer zahlen. Denn: 80,- € x 650 % bzw. 80,- € x 6,5 = 520,- €
Um die Neubewertung Ihres Grundstücks durch das Finanzamt zu prüfen und einzuordnen, ist auch ein weiterer Vergleich hilfreich: Wie hoch ist denn die Grundsteuer im Durchschnitt? Denn daran können Sie – ganz grob – ablesen, ob Sie in der Vergangenheit zu den Profiteuren der stark verzerrten Einheitswerte gehört haben.
Zur Erinnerung: Das Bundesverfassungsgericht hat 2018 geurteilt, dass die Berechnungsgrundlage der Grundsteuer veraltet und verzerrt war. Tatsächlich wurden bisher nach heutigen Maßstäben gleichwertige Grundstücke innerhalb einer Kommune mitunter ganz unterschiedlich besteuert. Deshalb hat das Bundesverfassungsgericht gefordert: Es braucht eine neue Berechnungsgrundlage, damit die Grundsteuer gerechter verteilt wird.
Deshalb eine Orientierungshilfe: In Nordrhein-Westfalen lag die durchschnittliche jährliche Grundsteuer pro Person bei über 220 Euro. Dieser Wert ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Wenn Sie aber mit einem durchschnittlichen Ein- oder Zweifamilienhaus deutlich weniger als 440 Euro Grundsteuer im Jahr gezahlt haben, waren Sie bislang vermutlich Profiteur der stark verzerrten Einheitswerte.
Sind Sie Eigentümerin oder Eigentümer eines solchen – bislang unterbewerteten – Grundstücks, sind Erhöhungen der Grundsteuerlast unausweichlich und – in einem gewissen Maße – auch gerechtfertigt.
In folgendem Video werden weitere Fragen zum Thema Grundsteuer beantwortet.
Bei Wohngebäuden bewertet das Finanzamt Ihr Grundstück mit dem sogenannten Ertragswertverfahren. Der Grundgedanke dahinter: Ein Grundstückswert lässt sich darüber bestimmen, wie viel Geld man damit theoretisch in der üblichen „Lebensdauer“ eines Gebäudes verdienen könnte. Dieses Verfahren orientiert sich dabei in groben Grundzügen an der Immobilienbewertung, wie sie auch von Banken oder Maklern manchmal vorgenommen wird.
Grundsätzlich besteht diese neue Bewertung aus zwei unterschiedlich gewichteten Säulen. Die eine Säule ist ein anteiliger Bodenwert, die andere der über fiktiv erzielbare Mieteinnahmen errechnete Gebäudewert.
Der Bodenwert ergibt sich aus der Grundstücksfläche und dem sogenannten Bodenrichtwert – einem durchschnittlichen Verkaufspreis für ähnliche Grundstücke in Ihrer näheren Umgebung – errechnet. Sind die Grundstücke größer als 500 Quadratmeter, dann werden zusätzliche Abschläge – sogenannte Umrechnungskoeffizienten – angewendet. Dieser reine Bodenwert fließt aber – je nach Gebäudetyp und Alter – nur anteilig in den endgültigen Grundsteuerwert ein. Bei älteren Gebäuden ist der Bodenwert stärker gewichtet, bei jüngeren Gebäuden hat er ein niedrigeres Gewicht.
Der Gebäudewert – der sogenannte kapitalisierte Reinertrag – wird über fiktiv erzielbare Gewinne aus Mieteinnahmen errechnet. Dafür werden statistische Nettokaltmieten herangezogen. Sie unterscheiden sich je nach Gebäudetyp, -alter, Wohnungsgröße und Bundesland. Zusätzlich gibt es Zu- oder Abschläge, je nachdem, wie das Mietniveau einer Stadt aussieht. Tatsächliche Mieten oder ein lokaler Mietspiegel werden bei der Bewertung durch das Finanzamt übrigens nicht berücksichtigt. Die so bestimmten fiktiven jährlichen Mieteinnahmen werden – abzüglich pauschaler Bewirtschaftungskosten – mit einem vom Gebäudetyp und Gebäudealter abhängigen Faktor multipliziert.
Ob das Finanzamt Ihr Grundstück nach der geltenden Rechtsgrundlage – in NRW handelt es sich dabei um das Bewertungsgesetz – richtig bewertet hat, lässt sich nur sehr schwer nachvollziehen. Denn die einzelnen Rechenschritte und die zugrunde gelegten Werte wie Nettokaltmieten, Liegenschaftszinssatz, Restnutzungsdauer, Bewirtschaftungskosten, Vervielfältiger oder Abzinsungsfaktor sind kompliziert. Wer es genau wissen will, muss sich das Bewertungsgesetz inklusive seiner Anlagen 36 bis 41 anschauen.
Es gibt aber einen einfachen Weg, um die Berechnung des Grundsteuerwerts durch das Finanzamt zu überprüfen. Im Internet finden Sie einige Grundsteuerrechner, in denen Sie die Daten zu Ihrem Grundstück und Gebäude eingeben können. Wir empfehlen die Seite: www.grundsteuer.de/rechner
Wenn diese Rechner mit Ihren Angaben zu einem anderen Ergebnis kommen als das Finanzamt im Grundsteuerwertbescheid, ist das ein Indiz für einen Rechenfehler in Ihrem Bescheid. Wichtig: Sie müssen den Grundsteuerwert aus dem Rechner mit dem aus Ihrem Bescheid vergleichen, nicht die vom Rechner angegebene jährlich zu zahlende Grundsteuer.
Tipp: Wir haben einen Artikel für Sie erstellt, der Ihnen bei der Überprüfung der Grundsteuer-Bescheide helfen wird. Hier geht es zum Beitrag: „Neue Grundsteuer-Bescheide prüfen: Wann ist ein Einspruch sinnvoll?“
Unser Experte
M.A. Politikwissenschaft
Geschäftsführer Verband Wohneigentum NRW e.V.