Schnäppchenhäuser: Was ist da dran?

Halbtotale von Bau- und Wohnberaterin Friederike Hollmann-van Kempen
Friederike Hollmann-van Kempen

Dipl.-Ing. Architektin

Ein Schnäppchenhaus zu ergattern, ist für viele Immobiliensuchende ein großer Traum. Aber was ist dran an einem Häuschen zum Schnäppchenpreis für unter 50.000 Euro? Ist das überhaupt realistisch? Über Fallstricke und Chancen.

Ein Schnäppchenhaus im Einkaufswagen.  © stokkete – stock.adobe.com
Wenn Sie ein Schnäppchenhaus kaufen wollen, sollten einige Dinge beachtet werden. 

Was ist ein Schnäppchenhaus?

Was ein Schnäppchenhaus ist, hängt davon ab, wo Sie nach einer Immobilie suchen. Man kann sagen, dass alle Angebote, die weit unter den üblichen Vergleichspreisen innerhalb einer Region liegen, als Schnäppchen zu bezeichnen sind. Viele Suchende verstehen jedoch unter Schnäppchenhäusern ein Einfamilienhaus unter 50.000 Euro. Andere suchen sogar gezielt nach Häusern für unter 20.000 Euro. Tatsächlich gibt es ab und zu sehr günstige Schnäppchen zu finden. Doch Vorsicht ist geboten.

Wo findet man Schnäppchenhäuser?

Wer ein Haus unter 50.000 Euro sucht, also ein wahres Schnäppchen, der muss lange suchen. Etwa auf Kleinanzeigen-Portalen, Ebay oder bei Zwangsversteigerungen. Am ehesten gibt es extrem preiswerte Immobilien im ländlichen, strukturschwachen Raum oder bei einer Zwangsversteigerung. Achtung: Der Zustand der Immobilie ist dann aber oft in einem bedenklichen Zustand. Manchmal hat man „Glück“, weil etwa ein noch gutes Haus aus finanzieller Not oder wegen eines Todesfalls schnell verkauft werden muss. Das drückt den Preis entsprechend. Eine mögliche Alternative ist ein Tiny-House. Wenn Sie da sogar schon ein Grundstück für einen Stellplatz in Aussicht haben, dann informieren Sie sich in diesem Artikel über Tiny Haus und Baugenehmigungen. Oder in diesem Artikel darüber, wie sie überhaupt am besten bei der Haussuche vorgehen.

Unterschiedliche Preislagen, unterschiedliche Haustypen

Schnäppchen je nach Preislage? Was für Gebäudetypen verbergen sich hinter den einzelnen Preiskategorien? Eine Übersicht:

Unter 10.000 EuroSeit langer Zeit (mehrere Jahre) nicht bewohnt, nicht saniert und altes, marodes Haus. Aus einer Zwangsversteigerung. Wohnwagen, Schuppen, Garage.
Unter 20.000 EuroÜber eine Zwangsversteigerung angeboten, nicht saniert, langjährig leerstehend
Unter 50.000 EuroTiny House (ohne Stellplatz), Im Rohbau befindliche Immobilien, Häuser aus Zwangsversteigerungen
Unter 100.000 EuroHäuser zum Selbst- oder Ausbau, Fertighäuser (oft nicht unterkellert), schlecht erreichbare Immobilien (z.B. in Bergen)

Fallstricke bei Schnäppchenhäusern

Grundsätzlich gilt: Augen auf bei vermeintlichen Sonderangeboten. Erst recht, wenn es sich um eine Immobilie handelt. Es ist immerhin eine große Investition, hier sollte man das vermeintliche Schnäppchen besonders intensiv prüfen. Mitunter verbirgt sich hinter dem Wort Immobilie auch „nur“ ein Schuppen oder eine Garage.

Diese Punkte sind oft kritisch, weil nicht immer offensichtlich:

  • Schlechter Gebäudezustand
  • Heizungstechnik veraltet
  • Energetische Bilanz ist sehr schlecht 
  • Kaufnebenkosten sind nicht mit im Verkaufspreis (das sind zum Beispiel Kosten für Notar, Grundbucheintrag, Grunderwerbssteuer in NRW 6,5 Prozent des Kaufpreises)
  • Schlechtes Umfeld
  • Lage und Lärm
  • Nicht gut an Infrastruktur und ÖPNV angebunden
  • Unklare Dokumente/Unklare Eigentumsverhältnisse bei Privatverkäufen

Fazit: Oft sind das Gründe, warum ein Haus überhaupt so extrem preiswert auf dem Markt ist.

Welche Chancen bietet ein Schnäppchenhaus?

  • Kauf ist ohne großes Eigenkapital möglich
  • Bei Käufen von Privatanbietern entfallen teure Maklergebühren
  • Für handwerklich Begabte mit genügend Kapital lässt sich auch ein altes Haus in Eigenregie umgestalten/sanieren
  • Keine komplizierte (Anschluss)-Finanzierung durch Banken und Kreditinstitute
  • Bei Privatkäufen: Direkte Kommunikation zwischen Anbieter und Käufer
  • Schnellerer Kaufprozess möglich

Wir beraten Sie kompetent!

Mit unserer Bau- und Wohnberatung für Ihr Wohneigentum. 

Zehn Tipps für Haus-Schnäppchenjäger

  1. Bleiben Sie immer kritisch, wenn Sie auf ein extrem verlockendes Angebot stoßen
  2. Lassen Sie sich nicht unter Verkaufsdruck setzen
  3. Schauen Sie sich das Objekt am besten mit einem Bau-Sachverständigen an
  4. Klären Sie die Eigentumsverhältnisse über das Grundbuch
  5. Lassen Sie sich unbedingt einen aktualisieren Energieausweis zeigen
  6. Achten Sie auf die Lage in Bezug auf Überflutung (ist ein Bach oder Hang in der Nähe?)
  7. Reden Sie mit Nachbarn über das Haus (gibt es versteckte Nachbarschaftskonflikte?)
  8. Achten Sie bei der Finanzierung auf die Transparenz der Kosten
  9. Bedenken Sie, dass bei jedem Hauskauf noch die Hausnebenkosten (Steuern etc.) zu stemmen sind
  10. Achtung: Privatverkäufer legen unter Umständen nicht alle Mängel Ihres Gebäudes offen (Schimmel im Keller, alte Wasserschäden). Handelt es sich um bewusste Vertuschungsversuche sind diese zwar nicht erlaubt, kommen aber in der Praxis nicht selten vor.

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Schnäppchenhäusern

Wo gibt es in NRW Schnäppchenhäuser?

Wie finde ich ein Schnäppchenhaus?

Welche Fallstricke gibt es bei Schnäppchenhäusern?

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Unsere Expertin
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Friederike Hollmann-van Kempen