Hitze: So bauen Sie ein kühles Haus

Bei den zunehmend heißen Sommern ist ein Umdenken beim Hausbau unumgänglich: Der sommerliche Hitzeschutz von Gebäuden wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Gerade in überhitzten Städten sind kühlere Häuser lebenswichtig. Schon kleine Baumaßnahmen entfalten große Wirkung.

Schwitzender Mann sitzt zuhause ganz nah mit dem Gesicht vor einem Ventilator  © Monika Wisniewska – stock.adobe.com
Die Spitzentemperaturen im Sommer – auch in Innenräumen – sind für viele Menschen kaum auszuhalten. Kühle Rückzugsorte werden daher immer wichtiger.  

Kühles Haus: Es muss nicht immer die große Klimaanlage sein

Enorme Hitze im Sommer ist auch in unseren Breitengraden fast schon zur Normalität geworden. Da bekommen kühle Rückzugsorte – nicht nur für Ältere und Kinder – eine immer wichtigere Bedeutung. Doch der ersehnte Kühlungseffekt bleibt leider oft aus. Nicht nur in Dachgeschosswohnungen ist großes Schwitzen angesagt, erholsamer Schlaf in der drückenden Luft nicht möglich. Auch in vielen Häusern heizen sich die Innenräume oft auf Temperaturen von teilweise bis zu 30 Grad auf. Ein Grund ist, dass wir bisher beim Bauen auf die in Deutschland traditionell längere Heizungsperiode geschaut haben. Eine gute Wärmedämmung war in Hinblick auf winterlichen Wärmeschutz in Zeiten steigender Energiekosten der wichtigste Kostenfaktor für Häuslebauer. Doch das ist zu kurz gedacht. Wer nämlich die Hitze und den Klimawandel beim Hausbau nicht mitdenkt, zahlt am Ende sowieso drauf. Denn ein nicht optimal gedämmtes Haus einfach nur im Sommer mit Klimageräten schnell runter zu kühlen, wäre aufgrund des höheren Stromverbrauchs eine zusätzliche Belastung für den Geldbeutel. Auch für die Umwelt ist diese energieintensive Lösung nicht gerade ideal.

Kühles Zuhause: Ursachen der Überhitzung erkennen

Sich mehr mit den Ursachen der Überhitzung von Räumen und Gebäuden zu beschäftigen, könnte die Lösung sein. Eine Ursache ist die auf winterliche Wärmedämmung konzentrierte Bauweise der letzten Jahre. Massivbauteile wurden immer schlanker, die Außendämmungen umso dicker. Mit der Folge, dass massive Bauteile aus Mauerwerk oder Beton durch Leichtbauteile (z. B. Gipskarton) ersetzt wurden. Aber leichte Bauteile haben eine geringe Speicherfähigkeit. So entwickelt sich ein Haus in der Sommerhitze eher zum Treibhaus: Die eigedrungene Wärme wird nicht mehr von den leichten Bauteilen gespeichert, sondern direkt die innere Raumluft erwärmt. Wünschenswert wäre aber, dass die Außen-Hitze im Mauerwerk möglichst lange gespeichert wird. Schwere Bauteile sind solche Wärmepuffer mit hoher Wärmespeicherfähigkeit, sie nehmen Wärme auf und geben sie zeitversetzt erst während der Abkühlungsphase – besonders in der Nachtabkühlung – langsam an den Raum ab.

Darüber hinaus werden Städte zunehmend versiegelt. Der dadurch entstehende Wärmeinsel-Effekt mit Speicherung in den Gebäuden, versiegelten Flächen und einer damit verbundenen nächtlichen Abstrahlung der Wärme, verstärken die Aufheizung von Wohngebäuden sogar noch.

Ein Umdenken ist also dringend geboten. Künftig muss nicht nur in Gebäudetechnik, sondern auch in intelligente Gebäude insgesamt investiert werden.

Kühles Haus: Auf diese Tipps können sie bauen

Aus fast vergessenen Bauweisen lernen

  • Früher wurden viele Häuser mit dicken, einschaligen Wänden errichtet. Eine Wärmedämmung war nicht unbedingt erforderlich. Viele kleine Kastenfenster und Blendläden aus Holz sind perfekter Hitzeschutz.
  • Steinmaterial auf dem Fußboden macht den Raum kühler.
  • Natürliche Materialien (wie Lehm, Holz, Ziegel und Stein) sorgen für ein gutes Raumklima.
  • Hohe Decken fördern die Luftzirkulation.

Von Südeuropa inspirieren lassen

  • Wenn sich Menschen mit Hitzeschutz und Hausbau auskennen, dann die in Südeuropa, Israel und Arabien. Hier sind traditionelle Bauweisen immer noch sehr gefragt, weil sie einfach und effizient sind. Kühlung funktioniert ganz ohne Klimaanlage, da durch die Art des Bauens Luftströme gelenkt werden und so die Verdunstung auf der Haut verstärkt wird, so dass Verdunstungskälte entsteht.
  • Vordächer, Loggien und Innenhöfe sorgen für indirekte Sonnenstrahlung und eine natürliche Luftzirkulation.
  • Begrünung von Fassaden und Hausdächern kühlen das Gebäude und sind aktiver Klima- und Insektenschutz.
  • helle Fassadenfarben reflektieren Sonnenstrahlen besonders gut, entsprechend kühl bleibt das Haus. Das Prinzip dabei ist, die kurzwelligen Sonnenstrahlen gar nicht erst in das Gebäude gelangen zu lassen. Weiß getünchte Häuser wie in Griechenland sind hier ein Paradebeispiel. Forscher haben kürzlich gar das weißeste Weiß entwickelt, mit dem sich allein durch die Wandfarbe 4,5 Grad der Mittagshitze herunterkühlen ließe. Die ist zwar noch nicht marktreif, aber auch herkömmliches Weiß bringt eine Menge an Hitzeschutz.
  • Ein weiteres Paradebeispiel sind die kühlen Häuser in Arabien mit ihren Innenhöfen und Wasserspielen, die Ursprung aller Stadtvillen in Spanien sind.
  • Vorbildlich im Hinblick auf Wärmeschutz sind auch die Windtürme (Kamine) in den Wüstengegenden im Orient und in Asien. Bei ihnen entsteht durch Zirkulation der kühlende Effekt einer Klimaanlage.
  • Bäume, Sträucher und Blumen im Garten/Umgebung bringen Schatten und kühle Feuchtigkeit in die Umgebung (das hilft Mensch und Tier). KEINEN SCHOTTERGARTEN ANLEGEN.

Auf moderne energieeffiziente Gebäudetechnik setzen

Heutzutage kann für ein gutes Raumklima auch moderne Gebäudetechnik eingesetzt werden. Das ist in der Regel mit zusätzlichen Kosten verbunden, die sich aber später auszahlen. Weil Energieeffizienz unterm Strich gut fürs Klima und für den Geldbeutel ist.

  • Intelligente Markisen erkennen über Sensoren, wie viel Licht in den Raum fällt und können den Hitze-Schutz automatisch anpassen
  • Mit einer entsprechenden Wärmepumpe können Sie nicht nur heizen, sondern auch kühlen. Dann funktioniert die Wärmepumpe im umgekehrten Prinzip. Statt mit der Umgebungsluft Wasser für die (Fußboden)-Heizung zu erwärmen, nutzt die Pumpe die Luft, um das Wasser zu kühlen. Im Prinzip arbeitet sie wie ein Kühlschrank. Das ist zum Teil deutlich effektiver als eine herkömmliche Klimaanlage.
  • Es gibt auch Systeme, die die natürliche Erdwärme bzw. -kühle nutzen, um die Raumtemperatur Im Haus zu regeln. Auch hier kommt in der Regel eine entsprechend dafür ausgelegte Wärmepumpe zum Einsatz. Fürs Kühlen wird das Heizungswasser einfach in die kältere Erdschicht abgegeben und dann durch die Umgebung automatisch bzw. passiv heruntergekühlt bevor es wieder ins Haus gelangt.  Wer im heißen Hochsommer eine Höhle besucht hat, kennt diesen Kühl-Effekt unterer Erdschichten.

Weitere Maßnahmen

Hier gilt das grundlegende Prinzip: Erst mal Hitze abhalten, dann im Mauerwerk speichern und dann nur langsam abgeben. Dazu kann man außerdem auf folgende Punkte achten:

  • Fensterneigung (Wand oder Dachfläche: je weniger Neigung, umso besser)
  • Verglasung (Sonnenschutzverglasung mit integrierter dunkler Beschichtung)
  • Lage des Sonnenschutzes (innen-, außenliegend oder im Scheibenzwischenraum ) Außen ist immer die beste Lösung.
  • Lüftung der Räume (Nachtlüftung ist optimal)
  • Einsatz passiver Kühlung, Wärmepumpen können auch kühlen,
  • eine Außendämmung der Umfassungsbauteile wirkt sich positiv auf den sommerlichen Wärmeschutz aus, denn sie bremst auch den Wärmefluss von außen nach innen.

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) beachten

Es gibt Vorgaben zum sommerlichen Wärmeschutz für Neubauten generell und für Anbauten an Bestandsgebäude, wenn diese 50 m2 überschreiten. Sprechen Sie ihren Architekten darauf an.

Fördermittel:

Sie erhalten bis zu 20 Prozent Zuschuss über das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle)für eine gute energieeffiziente Bauweise.

Tipp: Nutzen Sie als Mitglied des Verband Wohneigentum unsere Bauberatung. Architektin Friederike Hollmann-van Kempen steht Ihnen für Fragen zum Hausbau, Klima- und Hitzeschutz beratend zur Seite.

Fazit: Hitzesommer sind keine Ausnahme mehr. Statt im Nachhinein stromfressende Klimaanlagen aufzustellen, sollten Sie sich beim Hausbau vorher mit Möglichkeiten einer guten Raumkühlung auseinandersetzen. Hier spielen Dachbegrünung, Fensterläden, Baumaterialen, Bauweise und moderne Gebäudetechnik eine entscheidende Rolle. Nicht alles muss teuer sein. Schon ein weißer Fassadenanstrich hat kühlende Effekte. Und ein Vorgarten, der Pflanzen statt Schotter bietet, kühlt die Umgebung zusätzlich und ist insektenfreundlich.

Ihre Ansprechpartnerin:
Friederike Hollmann-van Kempen – Bauberaterin