
Ursachen und Maßnahmen für den feuchten Keller
Egal ob Waschkeller, Hobbykeller oder nur ein Lagerraum – Feuchtigkeit kann in jedem Keller auftreten. Dann ist rechtzeitiges Handeln gefragt, um Bewohner und Bausubstanz vor Schäden zu schützen.
Dipl.-Ing. Architektin
Hochwasser durch Starkregen kann verheerende Folgen für Immobilienbesitzer haben, das haben mehrere zerstörerische Überschwemmungen in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen. In Zeiten des Klimawandels wird extremes Wetter zunehmen. Wie können Sie Ihr Haus vor Hochwasser schützen? Wir klären über Starkregen-Risiken am Haus auf und geben bauliche Tipps!
Aufgrund der zunehmenden Bedrohung durch Starkregen und Hochwasser sind bauliche Maßnahmen zum Schutz von Häusern und Grundstücken mittlerweile unerlässlich. Besteht ein Hochwasser-Risiko sind solche Maßnahmen sogar verpflichtend, um den möglichen Schäden durch Überschwemmungen entgegenzuwirken. Außerdem sind sie wichtig, um Ihren Anspruch auf Schadenersatz durch beispielsweise eine Elementarschadenversicherung nicht zu verlieren. Wir möchten auf die häufigsten Problemstellungen beim Hochwasserschutz hinweisen und gleichzeitig praktische Lösungsansätze präsentieren.
Auch das noch: Es regnet seit Tagen in Strömen und plötzlich steigt das Wasser in der Toilette, immer weiter. Die Brühe schwappt über, flutet das Bad. Der Grund für dieses Horrorszenario liegt in der üblichen Bauweise der Kanalsysteme. Oft ist es so, dass Abwasser aus dem Haus und Regenwasser in einem Kanal als Mischsystem angelegt sind – beide Komponenten werden dann gemeinsam in einer Röhre Richtung Kläranlage geleitet. Kommt es durch zu viel Regen zu einem Rückstau im öffentlichen Kanalnetz, dann drückt das gesammelte Regen- und Fäkalwasser zurück in die angeschlossenen Gebäude. Der Stau befördert je nach Wasserdruck alles, was es mittschleppt zu allen erreichbaren Wasseranschlüssen im Haus. So kann das Fäkalwasser sogar in obere Etagen zurückgedrückt werden. Ein Haus kann von außen sogar von Schäden weitgehend verschont bleiben, aber von innen mit Fäkalwasser geradezu überlaufen.
Hier bietet sich der Einbau einer Rückstauklappe an. Diese Klappe wird an der zentralen Abwasserausführung aus dem Haus angebracht. Dadurch verhindert die Klappe, dass ein Rückstau im Abwasserkanalnetz das Wasser wieder zurück in das Gebäude drückt. Es gibt unterschiedliche Klappensysteme, die je nach Leitungstypen funktionieren. Laut Verbraucherzentrale haben die meisten Bestandsgebäude eine Leitung für beides: Abwasser und Fäkalwasser. Das bedeutet, hier ist es mit einer Klappe getan. Lässt man allerdings das Fäkalwasser über eine separate Leitung ab, dann muss eine extra Rückstausicherung eingebaut werden, was deutlich teurer ist.
Ist das Dach dicht? Mitunter sorgen bereits einzelne undichte Dachziegel (sie sind laut Verbraucherzentrale die meistgenutzte Dachabdeckung in Deutschland) für nasse Dachböden bzw. dann auch für deutlich schlimmere Szenarien. Der Vorteil von Dachziegeldächern ist, dass sie partiell schnell ausgebessert werden können – und das weniger kostet, als das ganze Dach zu erneuern. Sind die Regenrinnen frei? Eine verstopfte Regenrinne leitet das Wasser nicht gezielt ab, sondern sorgt für schwallartige Wassermassen, die unkontrolliert vom Dach herunterprasseln. Oft stecken Laub und kleine Äste fest und machen die wichtige Rinne dicht.
Kontrollieren Sie immer mal wieder Ihr Hausdach – einzelne kaputte undichte Dachziegel lassen sich, sehr gut aus der Entfernung mit dem Fernglas ausmachen. Eine verstopfte Regenrinne muss nicht sein. Das lässt sich mit einem Laubfanggitter gut beheben. Diese Gitter können auch nachträglich noch gut auf der Regenrinne montiert werden. Diverse Modelle sind übers Internet bestellbar.
Flachdächer sind wartungsintensiv und können starken Niederschlag nicht so gut ableiten wie ein Spitzdach. Achten Sie deshalb darauf, dass zumindest ein kleines Gefälle auf dem Dach vorhanden ist. Denn Wasser, das nicht schnell genug abfließt, kann eine große Last werden und das Eindringen von Feuchtigkeit begünstigen. Vor allem dann, wenn das Flachdach mit einer Art Brüstung – auch Attika genannt - versehen ist und wegen verstopfter Abflussrinnen wie ein kleiner Badesee vollläuft. Oder weil die Rinnen zu klein sind und nicht schnell genug ableiten. Plötzlicher sintflutartiger Starkregen als Wasserrisiko für Flachdächer ist nicht zu unterschätzen.
Mit unserer Bau- und Wohnberatung für Ihr Wohneigentum.
In den meisten Berechnungen zur Mindestgröße von Abflussrohren bei Flachdächern werden die möglichen zusätzlichen Lasten durch Starkregen wenig berücksichtigt. Die Verbraucherzentrale schreibt dazu in ihrer Broschüre zum Thema Unwetter-Gebäude-Check. „Es gibt zwar sogar Rechenvorgaben in Richtlinien zur Durchflussmenge, aber auch diese sind leider auf Starkregenereignisse nicht abgestimmt. Und bei vielen Bestandsgebäuden sind die Normwerte ohnehin nicht eingehalten.“ Flachdächer sind demnach in puncto Dichtheit und Statik bislang vor allem auf Schneelast-Risiken normiert. Hier gelten regional unterschiedliche Berechnungsgrundlagen, da Deutschland traditionell nur in bestimmten Regionen mit häufigem Schneefall zu rechnen hat. Ungewöhnlich starke Regenmassen, wie sie im Klimawandel laut Prognose deutlich häufiger auftreten sollen, haben als Risiko für Flachdächer bislang keine große Rolle im Hausbau gespielt. Umso wichtiger ist es, jetzt zu handeln.
Um Ihr Flachdach für Starkregen fit zu machen, sollte das Dach mindestens zwei Prozent Gefälle in der Fläche aufweisen. Um es komplett frei von Pfützen zu halten, sind sogar fünf Prozent Gefälle nötig. Außerdem muss das Dach mindestens mit einem Notüberlauf ausgestattet werden. Solche Überläufe werden höher angebracht als die Regel-Entwässerungsrinne. Ein Notüberlauf kann man sich wie eine Art Wasserspeier vorstellen. Der Notüberlauf neigt einige Zentimeter über das Dach-Ende heraus, ähnlich wie ein Wasserhahn.
Gut zu wissen: Sollten Sie ein Gründach angelegt haben, dann nehmen die Pflanzen und das Substrat je nach Dichte zunächst viel Wasser auf. Damit ist zwar mit einer verzögerten Wasserangabe zu rechnen, was das sofortige Überschwemmungsrisiko minimiert. Dennoch ist die Entwässerung nicht unproblematisch. Denn im Falle eines Starkregens saugt sich das Gründach schnell voll und nimmt damit um ein Vielfaches an Gewicht zu, was ein Problem für die Statik werden kann. Außerdem können Pflanzenteile und Substrat schnell mal eine Abflussrinne verstopfen. Hier ist also regelmäßige Kontrolle nötig, mitunter muss ein Gitter auf die Abflussrinne angebracht werden. Und: Lassen Sie das Dach besser mal von einem Sachverständigen auf ein Starkregen-Risiko checken.
Keller haben das größte Risiko, durch Hochwasser oder Starkregen getroffen zu werden. Schließlich sucht sich Wasser seinen Weg immer nach unten. Besonders oft sind Kellertreppen, undichte Fenster und Licht-Schächte die Einfallstore für Starkregen oder Hochwasser. Auch steigende Grundwasserpegel können eine Gefahr für tiefer gelegene Räume sein. Besonders tückisch ist, dass steigendes Grundwasser mitunter erst Wochen später nach dem Regen oder der Überschwemmung Probleme machen kann.
Bevor Sie sich mit der Keller-Abdichtung befassen, sollten Sie überschlagen, was Sie überhaupt im Kellergeschoss lagern. Teure Umbauten sind entsprechend angebracht, wenn dort Maschinen, Heizungssysteme und Haustechnik zu finden sind. Ist der Keller ein Lagerraum für Aussortiertes und Gerümpel – dann ist weniger Aufwand nötig. Folgende Tipps zum Schutz:
Tipp: Im Neubau sollten Sie die Haustechnik am besten so planen, dass die komplette Verkabelung in die oberste Etage gelegt wird.
Schon ein einziger überfluteter Öltank hat das Potenzial, einer ganzen Ortschaft zu schaden. Obendrein sind diese Heizungen besonders klimaschädlich und weisen eine schlechte Energiebilanz auf, weshalb auch das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) einen Austausch der Heizungstypen forciert. Steht Ihr Haus gar in einem Wasserschutzgebiet sind Sie per Gesetz verpflichtet Ihren Öltank regelmäßig von einem Fachmann warten zu lassen, hier sind die Regeln seit 2017 deutlich verschärft worden. Was gilt, lesen Sie in diesem Artikel zu den Vorgaben für Heiz- und Öltanks. Außerdem wird die CO2-Abgabe auf diesen Energieträger zukünftig deutlich erhöht, sodass sich die Heizung immer weniger für Sie rentiert.
Natürlich kann sich nicht jeder Hausbesitzer mal eben eine neue Heizung leisten, das ist auch dem Gesetzgeber klar. Deshalb sind 2024 einige Förderprogramme für Heizungen auf der Basis erneuerbarer Energien aufgelegt worden. In der Kombination mit weiteren Boni werden für selbstnutzende Wohneigentümer unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst.
Balkone und Terrassen sind verdichtete Außenflächen, die ebenfalls ein Überschwemmungsrisiko darstellen. Selten sind sie so verbaut, dass sie eine Neigung besitzen, um das Wasser abzuleiten. Gerade bei Balkonen wäre das auch eine Gefährdung für den darunter liegenden Bereich. Wenn sich aber zu viel Wasser anstaut, dann ist das eine direkte Gefahr für die anliegenden Balkon- bzw. Terrassentüren. Besonders ältere Balkone, so weiß die Verbraucherzentrale zu berichten, werden nicht geregelt entwässert. Was also lässt sich tun?
Nachträglich lässt sich am Balkonboden recht einfach eine umlaufende Rinne installieren (im Internet findet man zahlreiche Modelle). Das dort gesammelte Wasser wird dann über einen Speier an den Erdboden weitergegeben. Entweder kann man dort eine Sickergrube ausheben oder eine Regentonne bereitstellen. Neuere Terrassen und Balkone sind oft mit einer hausumlaufenden Drainage versehen. Das sind Auffangsysteme für Regenwasser im Erdreich, die das Wasser kontrolliert vom Haus bzw. der Terrasse wegführen. Eine Drainage lässt sich häufig auch nachträglich noch um das Haus verlegen, sollte aber besser mit einem Fachmann zusammen gemacht werden. Falls Sie Ihre Balkon- oder Terassentüren kurzfristig vor Wasser schützen müssen, dann ist es nie verkehrt eine Art Notfall-Sandsack in Griffnähe zu haben.
Drainagen dürfen nicht an das Kanalnetz angeschlossen werden! Wenn Sie bereits Drainagen am Grundstück haben, dann überprüfen Sie diese regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit. Das ist über den sogenannten Revisionsschacht möglich, der das Durchspülen der Drainage möglich macht.
Viele wissen nicht, dass sie als Hauseigentümer auch dazu verpflichtet sind, den so genannten Kontrollschacht auf ihrem Grundstück regelmäßig zu kontrollieren. Über diesen Schacht erreicht man den privaten Abschnitt des Abwasserkanals. Ob der Kanal dicht ist, das muss ein Fachmann prüfen. Ob aber alles im Fluss ist bzw. keine Schlammreste oder Dreck den Kanal verstopfen, sieht man bereits ganz gut mit einer Taschenlampe.
Gut zu wissen: Die Dichtigkeitsprüfung des privaten Abwasserkanals ist in NRW seit einigen Jahren für Hausbesitzer nicht mehr so streng reguliert, wie früher. Mehr dazu in unserem Beitrag: Dichtheitsprüfung
Auch wenn der Film vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz zunächst eher wie eine Hochwasser-Reportage daherkommt, bietet er im weiteren Verlauf gute Tipps für Immobilienbesitzer zum Hochwasserschutz. Mit Detailaufnahmen und Animationen wird gezeigt, wo die typischen Schwachstellen an Häusern sind, wenn das Wasser steigt. Dazu gibt es allgemeine Tipps vom Architekten und Sachverständigen zu einfachen Baumaßnahmen, die eine Immobilie besser gegen Wasser von außen und innen schützt. Mit Untertiteln lässt sich das Video auch ohne Ton sehen.
Übrigens: Wenn Sie als Wohneigentum-Besitzer gerne mehr Tipps zum Thema haben möchten, dann nutzen Sie den Online-Ratgeber unseres Kooperationspartners Verbraucherzentrale NRW zum Download. Dort werden nicht nur Risiken zu Starkregen, sondern auch Sturm, Gewitter und Hagelschlag analysiert und viele nützliche Tipps gegeben.
Unsere Expertin
Dipl.-Ing. Architektin